Die Geschichte der Aleppo Seife
Seifen aus Olivenöl und Lorbeeröl gehören vermutlich zu den ältesten Seifen der Welt. Es gab sie schon in der Antike. Die alten Griechen und Römer benutzten sie zur Körperpflege aber auch zum Waschen von Textilien, Teppichen und Fellen. Vielleicht gab es auch damals schon die berühmte Aleppo Seife, aber nachweisbar ist diese spezielle Seife erst seit etwa dem 8.Jahrhundert nach Christus. Ihr Name stammt von der uralten Stadt Aleppo, einst Hauptstadt des aramäischen Königreichs, später Teil des römischen Reiches und des byzantinischen Reiches und heute eine Provinzhauptstadt in Syrien. Dort, im Zentrum sich kreuzender Handelsstraßen, befanden sich vor allem in der Altstadt, im Bab Qinnasrin, viele Werkstätten von Seifensiedern, die damit beschäftigt waren, besonders in den kühleren Monaten November bis April ihre Spezialseife herzustellen. Die meisten von ihnen waren alteingesessene Familienunternehmen mit ihren ganz eigenen Rezepturen. Einige von ihnen gab es auch in den Händlerherbergen, den Karawansereien und Han von Aleppo. Von dort aus nahmen die Händler die Aleppo Seife auch mit nach Europa, wo sie früher eine Kostbarkeit darstellte, die sich nur wenige Menschen leisten könnten. Heute kommt Aleppo Seife nicht mehr nur aus Aleppo und nicht einmal mehr nur von Seifensiedern aus Syrien. Der verheerende Bürgerkrieg in der Region hat die Produktion fast zum Erliegen gebracht und dazu geführt, dass sie heute kaum noch 20 Prozent von der Vorkriegs-Produktion ausmacht. Aber trotzdem gibt es noch etwa 60 in Handarbeit tätige Seifensiedereien in der Stadt und in ihrem Umland.Die traditionelle Herstellung von Aleppo-Seife
Bei der handwerklichen Herstellung der Seife wird Olivenöl in großen Erdkesseln bis zu drei Tage lang unter ständigem Rühren gesiedet und dabei Wasser und Soda-Asche zugegeben. Die wurde früher ausschließlich aus Pflanzenasche hergestellt, heute gibt es andere Herstellungsprozesse. Durch die Soda-Asche wird das Olivenöl in Glyzerin und Natriumsalz aufgespalten. Kurz bevor der Prozess abgeschlossen ist, wird das Lorbeeröl hinzugefügt. Je nach Rezept ist dessen Anteil unterschiedlich hoch und liegt zwischen zwei Prozent und bis zu fünfzig Prozent. Je höher der Lorbeeröl-Anteil ist, desto teurer ist im allgemeinen auch die Seife. Nach der Beendigung des Siedevorgangs wird die Sodalauge aus dem Kessel abgelassen und anschließend die Seifenpaste in klarem Wasser solange gespült, bis sie vollkommen frei von Soda ist. Danach wird sie auf eine feste ebene Unterlage aufgebracht und von allen Seiten geglättet, später per Hand in Stücke geschnitten und ein entsprechendes Werkstatt-Siegel bzw. ein Prägestempel aufgebracht. Dann müssen die Seifenstücke an der Luft richtig austrocknen. Der Trocknungsprozess kann von einem halben Jahr bis über ein Jahr dauern, bei manchen Aleppo-Seifen sogar bis zu vier Jahre. Die Lichtverhältnisse während der Trocknung bestimmen darüber, wie später die fertige Aleppo Seife aussieht. Im Dunkeln getrocknete Seife ist dunkelbraun, grünlich bis gräulich, bei Licht getrocknete Seife ist heller, honigfarben bis bernsteinfarben, außen heller als innen. Die fertige Seife hält sich, wenn sie richtig verwendet und gelagert wird, viele Jahre lang und ist sehr ergiebig. Sie sollte nach der Benutzung immer auf einen trockenen Untergrund gelegt und vor Feuchtigkeit geschützt werden, damit sie nicht bröcklig wird und sich nicht auflöst.Die Bestandteile von Aleppo Seife
Wie bereits erwähnt ist die originale Aleppo Seife frei von jeglichen künstlichen Bestandteilen und enthält tatsächlich nur Oliven-und Lorbeeröl. Sie hat einen pH-Wert von mindestens 8 bis 9, ist also basisch. Neben den wertvollen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren enthält die Seife viel Linolsäure, außerdem die Vitamine A und E sowie Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Das Lorbeeröl macht sie antibakteriell und antifugal, entzündungshemmend und rückfettend.Die Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten der Aleppo Seife
Aleppo Seife eignet sich sehr gut für die Hautpflege, weil sie die Haut nicht nur gründlich und schonend reinigt, sondern sie auch weich und geschmeidig macht. Sie ist auch gut gegen Hautunreinheiten, gegen Pickel und Mitesser, weil sie diese sanft austrocknet und so Entzündungen vorbeugt. Sogar bei Neurodermitis und Schuppenflechte, bei Akne und Nagelbettentzündungen ist die Seife hilfreich und lindernd und auch bei Insektenstichen und oberflächlichen Schürfwunden kann man sie anwenden. Auch als Haarwäsche benutzen viele Menschen diese Seife. Sie hilft bei schuppiger und juckender Kopfhaut, bei stark fettigen Haaren und ist ein gutes Produkt gegen Haarbruch und Spliss. Außerdem ist sie zur Bartreinigung und als Rasierseife, oder als Badezusatz, selbst für Säuglinge und Kleinkinder, gut einsetzbar.Neben der Hautpflege gibt es aber noch ein weiteres großes Wirkspektrum für die Aleppo
Seife. Einige Späne von dem Seifenstück abgeschabt, lassen ein sehr wirkungsvolles Reinigungsmittel für alle abwaschbare Flächen im Haushalt, zum Geschirrspülen oder zum Waschen von Textilien (auch in der Waschmaschine) entstehen. Sehr gut ist die Aleppo-Seife zum Beispiel für die schonende Reinigung von Natur-Schaffellen und Lederkleidung. Darüber hinaus ist die Seife ein Mittel, um Schadinsekten wie zum Beispiel Kleidermotten, Spinnmilben und Läuse zu vertreiben.